Den richtigen Sattel für sein Pferd zu finden ist in keinem Fall etwas, was eine schnelle oder einfache Geschichte ist. Denn jedes Pferd ist anders und nur mit dem exakt passenden Sattel kann ein Pferd losgelassen unter dem Reiter laufen.
Folgende Zeilen sind dazu gedacht, euch aufmerksamer zu machen auf die Reaktionen eures Pferdes. Sie ersetzen keinen Sattler oder Osteopathen.
Dieser Blogbeitrag ist mir eine wirkliche Herzensangelegenheit, da ich leider viel zu oft erlebe, dass Pferde mit falschen Sätteln geritten werden und wirklich darunter leiden. Da Pferde still leiden, dauert es oft mehrere Monate oder manchmal sogar Jahre, bis sie sich durch Widersetzlichkeiten bemerkbar machen. Wenn sie es überhaupt tun.
Oftmals versuchen sie sich schon lange mitzuteilen und werden leider nicht gehört. Dies liegt meist an mangelndem Wissen über die Anatomie und Biomechanik des Pferdes. Das Anzeigen von körperlichen Schmerzen in Form von Schnappen, Weggehen, Treten, Buckeln, Steigen u.a. wird oftmals als Ungehorsam und fehlender Respekt ausgelegt.
Pferdebesitzer verlassen sich natürlich auf den Sattler, die Osteopathin oder andere Personen. Bei den Berufsgruppen Sattler und Osteopath (oder Chiropraktiker/Physiotherapeut) gibt es ein wirklich weites Feld und genau da trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein Sattler sollte immer das Handwerk gelernt haben und wissen, wie das Innenleben eines Sattels aussieht. Er sollte ebenso Wissen über die Anatomie und den Bewegungsablauf des Pferdes haben.
Zur Osteopathie wird es einen eigenen Blogbeitrag geben. In diesem aber beschränken wir uns auf den Sattler.
Ein Sattler sollte mit hochwertigen Materialen, wie z.B. der Füllwolle arbeiten und in der Lage sein,
Sattelgurtstrippen zu versetzen oder zu ersetzen. Er sollte den Sattelgurt auf Länge und Passform, die Steigbügelriemen auf ihre Gleichheit und den Sattel immer auf dem Pferd in der Bewegung überprüfen.
TIP: Nehmt eure Steigbügelriemen einmal aus den Halterungen und tretet mit den Füßen in eure Steigbügel, so dass ihr sie gleich vor euch habt und mit den Händen festhalten könnt. Sind sie generell gleichlang, sind die Löchernummern auf gleicher Höhe, gibt ein Riemen mehr nach auf Zug, wie der andere?!
Manche Steigbügelriemen sind bereits in der Produktion schon ungleich. Sie können mit der Zeit auch "ausleihern".
So reitet man mit ungleichen Steigbügel und sitzt schief ohne es manchmal zu merken oder sich zu wunder, woher das kommt, obwohl beide Seiten auf dem Loch Nummer 4 sind.
MERKE: Ein gekaufter Sattel, egal ob neu oder gebraucht passt niemals ohne Anpassung auf ein Pferd!
Ein Sattel, der auf ein Pferd passt, kann nicht beliebig auf ein anderes Pferd gelegt werden!!
Die Länge des Sattels:
Der Sitzfläche des Sattels sollte niemals über den 18. Brustwirbel hinausgehen. Warum? Nach dem 18. Brustwirbel beginnen die Lendenwirbel, welche nicht dazu gedacht sind, Last aufzunehmen.
Manche Pferde sind sehr kurz, was die mögliche Auflagefläche angeht, obwohl sie augenscheinlich gar nicht so kurz sind. Ein Sattler, eine Osteopathin oder ein guter Trainer kann dir dies sagen und zeigen.
TIP: Gehe mit der flachen Hand von der Flanke aus Richtung Bauch bis du die letzte Rippe spürst. Diese verfolgst du bis nach oben zum Rücken. Dort befindet sich er 18. Brustwirbel.
Die Kammerweite:
Die Kammerweite bestimmt, wie eng oder weit der Sattel auf eurem Pferd liegt. Die Worte eng und weit sagen es schon, dass es hier natürlich dann auch zu eng und zu weit gibt.
Ein zu enger Sattel beschränkt das Pferd in der Schulterbewegung und drückt den Trapezmuskel ab. So kann der Muskel atrophieren, weil er nicht mehr durchblutet wird. Bei eingeschränkter Schultertätigkeit kann das Pferd nicht mehr locker vorwärts laufen und fängt an kurz zu treten. Ein zu enger Sattel kann außerdem auf die Rippen drücken und sogar die Atmung wesentlich beeinflussen. Dies sind nur wenige Folgen davon. Ein zu weiter Sattel hat zu viel Bewegung am Pferd und "hüpft" sozusagen auf dem Pferd bei jeder Bewegung mit. Das Reitergewicht verschlimmert dies natürlich noch.
Schmerzen im Rücken lassen dein Pferd in eine Schonhaltung verfallen, die meist dazu führt, dass sie den Rücken wegdrücken, um dem Schmerz zu entgehen. Dadurch kommt der Rücken nach unten, im weiteren Verlauf der Bauch ebenso und somit wird die Hinterhand inaktiv. Der Kopf und Hals kommt hoch und manchmal versuchen Pferde dies durch Widersetzlichkeiten oder immer schneller werden mitzuteilen.
In schlimmeren Fällen bilden sich "Bäulen" an der Sattellage, kahle Stellen im Fell u.a.
TIP: Wenn der Sattel sich beim Aufsteigen oder Reiten unter dir bewegt, nach vorne, hinten oder zu einer Seite rutscht, dann stimmt etwas nicht. Bitte versuche dies nicht durch Sattelgurt zuschnüren oder dickere Satteldecken und/oder Gelpads/Einlagen zu beheben.
Der Schwerpunkt des Sattels:
Wenn du deinen Sattel auf deinem Pferd liegend von der Seite betrachtest, sollte er gerade liegen. Wenn es also aussieht, als ob dein Pferd bergauf oder bergab geht, obwohl es gerade steht, dann stimmt der Schwerpunkt nicht. Das fühlt man auch vom Sattel aus, wenn man das Gefühl hat, dass die Hüfte und meist auch der Oberkörper nach hinten oder vorne gekippt wird. Das bringt den Reiter aus dem Gleichgewicht und somit auch das Pferd.
außerdem sollte der Reiter im Sattel an der Stelle des 15.Brustwirbels sitzen. Da ihr ja bereits wisst, wo der 18. Brustwirbel liegt, geht ihr entsprechend drei Wirbel nach vorne oder ihr geht mit der Hand vom hinteren schulterblattwinkel 20 cm (bei Ponys und Kleinpferden eher 18 cm) Richtung schweif und dann nach oben. Dort sollte der Reiter sitzen.
MERKE: Bei Sätteln mit Kopfeisen gibt es verschiedene Größen, die je nach Pferd ausgetauscht werden können. Es kann aber auch sein, dass dein Pferd gerade eine Zwischengröße bräuchte. Dies ist bei Kopfeisen nicht möglich. Das sollte man beachten.
Form und Art des Sattels
: Es gibt viele Hersteller und noch mehr Modelle, je nachdem ob ihr einen Dressur-, einen Spring-, einen Vielseitigkeitssattel; einen Wanderreitsattel, spanisch-/iberisch oder einen Westernsattel habt.
Ein guter Sattler kann euch sagen, welche Modelle von welchen Herstellern gut auf dein Pferd passen. Je nach Rasse, Anatomie, Ausbildungsstand und Ausrichtung findet sich hier sicher ein passender Sattel. Vielleicht nicht dein Wunschsattel, aber hier sollte das Wohl deines Pferdes im Vordergrund stehen.
Es gibt extra Sättel mit viel Widerristfreiheit und breiten Kanälen, Sättel für sehr schmale oder sehr breite Pferde - das Angebot ist groß. Man sollte niemals den erstbesten nehmen oder den ausrangierten Sattel der Kollegin.
Sattelgurt:
Die richtige Länge und Passform deines Sattelgurtes haben auch Auswirkung auf den Sattel. Ein zu langer Gurt bietet dem Sattel zu viel Spielraum in der Bewegung und führt somit wieder zu negativen Auswirkungen.
Ein zu kurzer Gurt lässt direkt von Beginn an zu fest und stramm gurten, weil man ja sonst nicht ins erste Loch kommt.
Manche Pferde benötigen einen anatomisch geformten Gurt, wie z.B. einen Mondgurt. Auch dies empfiehlt dir ein guter Sattler.
TIP: Sattelgurte mit elastischen Einsätzen verleiten viele dazu, zu eng zu gurten. Wenn die elastischen Einsätze im Laufe der Zeit etwas ausleihern, stimmt die Länge nicht mehr.
Bei Kurzgurten bitte darauf achten, dass die Pferde in der Bewegung nicht mit dem Ellenbogen an die Schnallen stoßen.
WICHTIG: Der Sattler sollte zum Pflichttermin mindestens einmal im Jahr werden. Sollte sich dein Pferd im Aufbau befinden oder irgendwie körperlich verändern, dann sollte der Sattler alle 3-4 Monate drauf schauen und den Sattel anpassen.
auch nach Krankheiten oder Stehzeiten verändert sich dein Pferd.
Das Sattelthema ist ein wirklich umfassendes und das Geschriebene ist wirklich nur ein kleiner Einblick und an der Oberfläche des Themas.
Ich hoffe aber euch ein wenig sensibilisiert zu haben. Bitte achtet auf den richtigen Sattel. Euer Pferd wird es euch danken und ihr erhaltet seine Gesundheit.
Eure Yvonne