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DER RICHTIGE SATTEL

Yvonne Lukowski • 3. Februar 2020

DER SATTEL IST DER WICHTIGSTE TEIL DER AUSRÜSTUNG

Den richtigen Sattel für sein Pferd zu finden ist in keinem Fall etwas, was eine schnelle oder einfache Geschichte ist. Denn jedes Pferd ist anders und nur mit dem exakt passenden Sattel kann ein Pferd losgelassen unter dem Reiter laufen.

Folgende Zeilen sind dazu gedacht, euch aufmerksamer zu machen auf die Reaktionen eures Pferdes. Sie ersetzen keinen Sattler oder Osteopathen.

Dieser Blogbeitrag ist mir eine wirkliche Herzensangelegenheit, da ich leider viel zu oft erlebe, dass Pferde mit falschen Sätteln geritten werden und wirklich darunter leiden. Da Pferde still leiden, dauert es oft mehrere Monate oder manchmal sogar Jahre, bis sie sich durch Widersetzlichkeiten bemerkbar machen. Wenn sie es überhaupt tun.

Oftmals versuchen sie sich schon lange mitzuteilen und werden leider nicht gehört. Dies liegt meist an mangelndem Wissen über die Anatomie und Biomechanik des Pferdes. Das Anzeigen von körperlichen Schmerzen in Form von Schnappen, Weggehen, Treten, Buckeln, Steigen u.a. wird oftmals als Ungehorsam und fehlender Respekt ausgelegt.

Pferdebesitzer verlassen sich natürlich auf den Sattler, die Osteopathin oder andere Personen. Bei den Berufsgruppen Sattler und Osteopath (oder Chiropraktiker/Physiotherapeut) gibt es ein wirklich weites Feld und genau da trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein Sattler sollte immer das Handwerk gelernt haben und wissen, wie das Innenleben eines Sattels aussieht. Er sollte ebenso Wissen über die Anatomie und den Bewegungsablauf des Pferdes haben.

Zur Osteopathie wird es einen eigenen Blogbeitrag geben. In diesem aber beschränken wir uns auf den Sattler.

Ein Sattler sollte mit hochwertigen Materialen, wie z.B. der Füllwolle arbeiten und in der Lage sein,
Sattelgurtstrippen zu versetzen oder zu ersetzen. Er sollte den Sattelgurt auf Länge und Passform, die Steigbügelriemen auf ihre Gleichheit und den Sattel immer auf dem Pferd in der Bewegung überprüfen.

TIP: Nehmt eure Steigbügelriemen einmal aus den Halterungen und tretet mit den Füßen in eure Steigbügel, so dass ihr sie gleich vor euch habt und mit den Händen festhalten könnt. Sind sie generell gleichlang, sind die Löchernummern auf gleicher Höhe, gibt ein Riemen mehr nach auf Zug, wie der andere?!
Manche Steigbügelriemen sind bereits in der Produktion schon ungleich. Sie können mit der Zeit auch "ausleihern".
So reitet man mit ungleichen Steigbügel und sitzt schief ohne es manchmal zu merken oder sich zu wunder, woher das kommt, obwohl beide Seiten auf dem Loch Nummer 4 sind.

MERKE: Ein gekaufter Sattel, egal ob neu oder gebraucht passt niemals ohne Anpassung auf ein Pferd!
Ein Sattel, der auf ein Pferd passt, kann nicht beliebig auf ein anderes Pferd gelegt werden!!

Die Länge des Sattels: Der Sitzfläche des Sattels sollte niemals über den 18. Brustwirbel hinausgehen. Warum? Nach dem 18. Brustwirbel beginnen die Lendenwirbel, welche nicht dazu gedacht sind, Last aufzunehmen.
Manche Pferde sind sehr kurz, was die mögliche Auflagefläche angeht, obwohl sie augenscheinlich gar nicht so kurz sind. Ein Sattler, eine Osteopathin oder ein guter Trainer kann dir dies sagen und zeigen.

TIP: Gehe mit der flachen Hand von der Flanke aus Richtung Bauch bis du die letzte Rippe spürst. Diese verfolgst du bis nach oben zum Rücken. Dort befindet sich er 18. Brustwirbel.

Die Kammerweite: Die Kammerweite bestimmt, wie eng oder weit der Sattel auf eurem Pferd liegt. Die Worte eng und weit sagen es schon, dass es hier natürlich dann auch zu eng und zu weit gibt.
Ein zu enger Sattel beschränkt das Pferd in der Schulterbewegung und drückt den Trapezmuskel ab. So kann der Muskel atrophieren, weil er nicht mehr durchblutet wird. Bei eingeschränkter Schultertätigkeit kann das Pferd nicht mehr locker vorwärts laufen und fängt an kurz zu treten. Ein zu enger Sattel kann außerdem auf die Rippen drücken und sogar die Atmung wesentlich beeinflussen. Dies sind nur wenige Folgen davon. Ein zu weiter Sattel hat zu viel Bewegung am Pferd und "hüpft" sozusagen auf dem Pferd bei jeder Bewegung mit. Das Reitergewicht verschlimmert dies natürlich noch.

Schmerzen im Rücken lassen dein Pferd in eine Schonhaltung verfallen, die meist dazu führt, dass sie den Rücken wegdrücken, um dem Schmerz zu entgehen. Dadurch kommt der Rücken nach unten, im weiteren Verlauf der Bauch ebenso und somit wird die Hinterhand inaktiv. Der Kopf und Hals kommt hoch und manchmal versuchen Pferde dies durch Widersetzlichkeiten oder immer schneller werden mitzuteilen.

In schlimmeren Fällen bilden sich "Bäulen" an der Sattellage, kahle Stellen im Fell u.a.

TIP: Wenn der Sattel sich beim Aufsteigen oder Reiten unter dir bewegt, nach vorne, hinten oder zu einer Seite rutscht, dann stimmt etwas nicht. Bitte versuche dies nicht durch Sattelgurt zuschnüren oder dickere Satteldecken und/oder Gelpads/Einlagen zu beheben.

Der Schwerpunkt des Sattels: Wenn du deinen Sattel auf deinem Pferd liegend von der Seite betrachtest, sollte er gerade liegen. Wenn es also aussieht, als ob dein Pferd bergauf oder bergab geht, obwohl es gerade steht, dann stimmt der Schwerpunkt nicht. Das fühlt man auch vom Sattel aus, wenn man das Gefühl hat, dass die Hüfte und meist auch der Oberkörper nach hinten oder vorne gekippt wird. Das bringt den Reiter aus dem Gleichgewicht und somit auch das Pferd. 


außerdem sollte der Reiter im Sattel an der Stelle des 15.Brustwirbels sitzen. Da ihr ja bereits wisst, wo der 18. Brustwirbel liegt, geht ihr entsprechend drei Wirbel nach vorne oder ihr geht mit der Hand vom hinteren schulterblattwinkel 20 cm (bei Ponys und Kleinpferden eher 18 cm) Richtung schweif und dann nach oben.  Dort sollte der Reiter sitzen. 


MERKE: Bei Sätteln mit Kopfeisen gibt es verschiedene Größen, die je nach Pferd ausgetauscht werden können. Es kann aber auch sein, dass dein Pferd gerade eine Zwischengröße bräuchte. Dies ist bei Kopfeisen nicht möglich. Das sollte man beachten.

Form und Art des Sattels : Es gibt viele Hersteller und noch mehr Modelle, je nachdem ob ihr einen Dressur-, einen Spring-, einen Vielseitigkeitssattel; einen Wanderreitsattel, spanisch-/iberisch oder einen Westernsattel habt.

Ein guter Sattler kann euch sagen, welche Modelle von welchen Herstellern gut auf dein Pferd passen. Je nach Rasse, Anatomie, Ausbildungsstand und Ausrichtung findet sich hier sicher ein passender Sattel. Vielleicht nicht dein Wunschsattel, aber hier sollte das Wohl deines Pferdes im Vordergrund stehen.

Es gibt extra Sättel mit viel Widerristfreiheit und breiten Kanälen, Sättel für sehr schmale oder sehr breite Pferde - das Angebot ist groß. Man sollte niemals den erstbesten nehmen oder den ausrangierten Sattel der Kollegin.

Sattelgurt: Die richtige Länge und Passform deines Sattelgurtes haben auch Auswirkung auf den Sattel. Ein zu langer Gurt bietet dem Sattel zu viel Spielraum in der Bewegung und führt somit wieder zu negativen Auswirkungen.
Ein zu kurzer Gurt lässt direkt von Beginn an zu fest und stramm gurten, weil man ja sonst nicht ins erste Loch kommt.

Manche Pferde benötigen einen anatomisch geformten Gurt, wie z.B. einen Mondgurt. Auch dies empfiehlt dir ein guter Sattler.

TIP: Sattelgurte mit elastischen Einsätzen verleiten viele dazu, zu eng zu gurten. Wenn die elastischen Einsätze im Laufe der Zeit etwas ausleihern, stimmt die Länge nicht mehr.
Bei Kurzgurten bitte darauf achten, dass die Pferde in der Bewegung nicht mit dem Ellenbogen an die Schnallen stoßen.


WICHTIG: Der Sattler sollte zum Pflichttermin mindestens einmal im Jahr werden. Sollte sich dein Pferd im Aufbau befinden oder irgendwie körperlich verändern, dann sollte der Sattler alle 3-4 Monate drauf schauen und den Sattel anpassen. 

auch nach Krankheiten oder Stehzeiten verändert sich dein Pferd. 

Das Sattelthema ist ein wirklich umfassendes und das Geschriebene ist wirklich nur ein kleiner Einblick und an der Oberfläche des Themas.
Ich hoffe aber euch ein wenig sensibilisiert zu haben. Bitte achtet auf den richtigen Sattel. Euer Pferd wird es euch danken und ihr erhaltet seine Gesundheit.

Eure Yvonne

von Yvonne Lukowski 19. Dezember 2020
aufgrund eines satzes, den eine liebe Pferdebesitzerin gesagt hat, habe ich mich hingesetzt und musste unbedingt so einiges zu Papier bringen. und es wird ein sehr emotionaler blogeintrag. der Satz lautete: Pferde haben keinen schmerzlaut! wenn wir einmal kurz die Tierwelt gedanklich durchgehen, dann fällt uns auf, dass Hunde, Katzen, Schweine, Geflügel und viele andere Tiere laut aufschreien, wenn sie schmerzen haben und sich sofort bemerkbar machen, wenn man zum Beispiel einmal aus versehen, dem lieben Vierbeiner auf den Fuß getreten ist. ein pferd tut dies nicht! was bedeutet dies also konkret? Pferde quietschen nicht laut auf, wenn sie die Gerte trifft, sie jammern nicht, wenn der Hufschmied ihnen mit der feile auf den Bauch schlägt, weil sie nicht still halten. sie machen keinen laut, wenn sie die Sporen schmerzhaft treffen, weil sie die Lektion nicht korrekt ausgeführt haben. Pferde haben nur körperliche Möglichkeiten sich mitzuteilen. und das tun sie - immer! aber meistens wird nicht zugehört bzw. wird es als Widersetzlichkeit ausgelegt, die schleunigst zu bestrafen und unterbinden gilt. ich frage mich immer wieder, was zum teufel gibt uns das recht, sie zu züchtigen, mit Gerte und Sporen das Pferd zu bearbeiten, sie mit Hilfszügeln und Zusatzriemen zusammen zu schnüren. es scheint sich ziemlich gut anzufühlen, so viel macht über so viele kilo zu haben. auch Sätze wie: der hat keine lust! der verarscht dich! der versucht um die Arbeit rum zu kommen! der ist faul! der weiß ganz genau, was ich will, aber macht es nicht! - ich kann sie nicht mehr hören! es mag sein, dass dein Pferd keine lust auf die Arbeit hat. aber hast du dich schon mal gefragt, ob es an der art und weise der Arbeit liegt? an körperlichen Einschränkungen? an falscher Kommunikation? daran, dass man seinen alltagsstress mit in den stall nimmt und das liebe Pferd es abbekommt? wenn der Sattel nicht passt und an bestimmten stellen drückt und zwickt, in den Lendenwirbelbereich drückt, die Schulter einschränkt, den trapezmuskel abdrückt, zu lang ist oder einfach von der form her nicht passt - wie soll dein Pferd dann willig und entspannt unter dir gehen. Mach einmal einen Selbstversuch und stopfe in eines deiner paar Schuhe Socken vorne rein und dann versuche eine runde zu joggen. fühlt sich schmerzhaft an? hättest du du so Lust auf joggen? Wie teilt dein Pferd dir also mit, dass der Sattel nicht passt? es beginnt meist schon mit fehlender losgelassenheit, rücken wegdrücken, hinten kurz treten. sie treten zur Seite oder legen die Ohren an, wenn du es satteln möchtest. ich kenne so viele Pferde mit Sattelzwang. kein wunder, wenn ich manchen beim satteln und gurten zusehe - auch beim Nachgurten. der Sattel wird drauf geschmissen, wie ein nasser sack, der Gurt zugezogen mit einem ruck - die Satteldecke nicht eingekammert - rein in die halle, direkt rauf aufs Pferd - eine runde und dann direkt mit ruck nachgegurtet. und wehe das Pferd bleibt dabei nicht stehen, dann setzt es aber was. unpassende Sättel können körperlich ordentlich etwas anrichten. wer sich schon mal einen Wirbel verschoben hat oder einen beckenschiefstand hatte, der kann sich vielleicht vorstellen, wie sich das für ein Pferd in Anlehnung mit einem Reiter anfühlt. bitte höre deinem Pferd zu, wenn es sich gegen das satteln wehrt. es stimmt etwas nicht. Pferde, die stunden in ihrer box verbringen und nur zum putzen, satteln und Leistung erbringen rausgeholt werden, sollen so richtig bock auf den menschen und die Arbeit haben? wirklich? sind Pferde nun unsere Partner und freunde oder reine Arbeitstiere? kommt dein Pferd zu dir, wenn du auf die Koppel oder an die box kommst? oder dreht es sich weg? dann hat er wohl wirklich keinen bock. Aber die Frage ist doch, warum! wir haben ein supersensibles Wesen, die uns das vertrauen schenken, uns auf ihrem rücken durch die Gegend zu tragen. was hier wirklich fehlt ist die Demut! Demut, dass es sich um ein Lebewesen handelt, das auf uns angewiesen ist und nichts von uns will, als Zuneigung, liebe und Verständnis! sie verstehen nicht, warum sie gezüchtigt, geschlagen und zusammengeschnürt werden. das gibt es nicht so oft? ich arbeite mit so vielen Pferden, die während ihrer Ausbildung offensichtlich leid und Züchtigung erfahren haben. oder warum ergreifen manche Tiere beim reinen Anblick einer Gerte panikartig die flucht. fangen zu zittern an, wenn sie ein seil sehen.sind beim reiten nur damit beschäftigt unter dem hintern weg zu rennen oder sich zu verspannen. knirschen oder klappern mit den zähnen, sobald die Zügel nur ein wenig angenommen werden. Pferde, die den kopf oben tragen werden einfach mit Ausbildern oder schlaufzügeln in die gewünschte Position geschnürt. auch hier wieder einmal ein Selbstversuch. stellt euch aufrecht hin, nehmt das Kinn an die brust, den Oberkörper ein wenig nach vorne und jetzt versucht schnell zu gehen. fühlt sich an, als würdet ihr umfallen? so fühlt sich dein Pferd. Denn der kopf und hals sind die balancestange, wenn das Pferd muskulär noch nicht in der läge ist, die Balance in Anlehnung zu halten. somit sind Pferde oft in ausgebundenem zustand schnell unterwegs an der Longe, da sie versuchen, mit Geschwindigkeit das disbalance Gefühl auszugleichen. wenn also dein Pferd nicht ohne hilfszügel lernt, den kopf zu senken und locker auch in einer biegung an der Longe zu laufen, dann richtest du mit Hilfszügel nur ordentlich etwas an. Panik im Pferd und die Bildung falscher Muskeln. klar dauert es viel länger ohne, aber es ist gesünder und am ende dauerhafter. auch Pferde, die ständig am Gebiss rumspielen, kauen, knirschen, maul aufsperren - haben einen Grund dafür. Zahnprobleme, Kiefer-, Zungenbein oder Kopfgelenkblockaden- falsches Gebiss oder zu harte Reiterhand. und es ist nicht die Lösung, das maul an Nasen- und sperriemen bis zum Anschlag zuzuschnüren. vielleicht hört das Pferd dann mit den Symptomen auf. aber die Ursache besteht weiter. Also geht diese Verspannung irgendwann auf die Halswirbelsäule, den Rücken und das Becken über. ich kann gar nicht beschreiben, wie viele Pferde ich in hallen, platzen oder in Höfen, vorbeistaksen sehe. Damit meine ich, dass offensichtlich das Becken, das ISG oder andere stellen blockiert sind und sie werden mit einem ordentlichen gertenhieb betraft, weil sie auf der linken Hand außen angaloppieren. sie können das mit einem blockierten Becken einfach nicht. und si bieten trotz schmerzen das an, was ihnen möglich ist. und was kassieren sie dafür? nun muss ich aber auch einmal sagen, dass ganz viele Pferdebesitzer regelmäßig, Zahnarzt, Sattler und Osten holen, aber sich trotzdem nichts ändert. Wenn nach einer Behandlung etwas nicht offensichtlich besser wird, dann war die Behandlung nicht erfolgreich oder nur zum teil. hört auf euren Bauch und traut euch, nachzufragen - eine zweite Meinung einzuholen. die widersetzlichkeiten sind wirklich ein großes Thema und ganz klar, darf es nicht gefährlich für den menschen werden. aber wir sollten erst einmal ausschließen, dass der Grund für diese widersetzlichkeiten nichts körperliches ist, es nicht am Equipment liegt oder sie stress ausgesetzt sind aufgrund falscher Haltung, falscher herdenzusammensetzung oder organischen Problemen, wie Nieren- Leber- oder Magenproblemen. sind diese punkte zu 100% ausgeschlossen, dann müssen wir noch an unserem Training feilen und die Pferde muskulär und körperlich so aufbauen, dass sie die von uns geforderten Lektionen auch darstellen können. und nein, wenn ich nur zweimal die Woche mich auf mein Pferd setze und sonst kein Aufbautraining mache, kann ich keine Dressurlektionen erwarten. wer nimmt sich denn wirklich zeit und fährt nur raus, um sein Pferd zu putzen, eine Karotte zu geben, an der Lieblingsstelle zu kraulen und wieder in ruhe zu lassen? geht es beim reiten immer nur um das miteinander mit dem Pferd oder darum, dass die anderen am stall staunend sagen können, wie sehr man das Pferd im griff hat? gestehen wir uns immer ein, wenn wir nicht weiter kommen und holen uns Hilfe? oder versuchen wir es einfach mit Gewalt und zwang?! denn wir sollten bei allem immer vor augen haben, dass Pferde nicht schreien. zumindest nicht laut! in stillen und leisen schon! denn nicht sie müssen uns lernen zu verstehen, sondern wir sie!
von Yvonne Lukowski 14. Oktober 2020
Übergewicht bei Pferden EMS, Diabetes Typ 2, Cushing und Hufrehe - um nur die häufigsten Wohlstandskrankheiten zu nennen – treten heutzutage leider immer häufiger bei den Pferden auf. Bei fast 60% der Pferde, zu denen ich neu komme, muss ich den Besitzern sagen, dass ihr Pferd bereits Fettdepots hat und dringlich abnehmen muss, um weitere Schwierigkeiten zu vermeiden. Wo bilden sich eigentlich Fettpolster? Die markantesten sind am Mähnenkamm, hinter der Sattellage, neben der Schweifrübe und hinter der Schulter. Natürlich ist auch der große Bauch, der das ganze Pferd meist sogar optisch etwas nach unten zieht, ein Indiz. Im weiteren Verlauf bekommen Pferde sogar Fettbeulen am Bauch. Die Ursachen für das Übergewicht liegen aber leider auf der Hand: Überfütterung und Fehleinschätzung der Arbeitsleistung. „Mein Pferd ist hald momentan ein wenig dick. Ich komme nicht so oft zum Reiten und die Koppel ist momentan so üppig. „ „Ich weiß gar nicht, warum der so dick ist. Ich bewege ihn jeden zweiten Tag. „ „Die zwei Handvoll Müsli und die Banane sind damit er hald auch was bekommt.“ Auf Nummer 1 ist aber immer noch: „Der war schon immer so.“ Diese und viele andere Aussagen höre ich von Besitzern, wenn ich sie auf das Übergewicht ihrer Pferde anspreche. Die Wahrnehmung des Idealgewichtes des Pferdes ist etwas verschoben. Meistens wird befürchtet, die Pferde sind zu dünn oder könnten zu wenig Futter bekommen. Der große Hunger muss irgendwie befriedigt werden. Doch leider wird er immer größer, je mehr hineingesteckt wird. Wenn man sich vor Augen hält, dass Pferde in der freien Wildbahn sich ausschließlich von Gräsern, Ästen, Baumrinden, Moos und anderen natürlich wachsenden Pflanzen ernähren und sich dabei aber stetig weiterbewegen, wird schnell klar, dass sich hier einiges geändert hat. In der freien Wildbahn steht auch eher selten weder ein Obststand, noch ein Leckerliverkaufsstand. ;-) Noch vor 50 Jahren bestanden 70% des Futters aus Raufutter, also Heu, Stroh und Gras, nur 20% aus Kraftfutter und die restlichen 10% aus Salz und Mineralfutter. Inzwischen liegt der Raufutteranteil bei nur noch 25%, Kraftfutter ebenfalls bei 25%, Saftfutter (also Karotten, Äpfel etc.) bei weiteren 25%, 15% Leckerlis und 10% Salzen und Mineralien. Leider werden die meisten Pferde maßlos überfüttert. Leckerli, Äpfel, Karotten, Bananen, Brot und was den Vierbeinern sonst noch so alles von der Obstabteilung mitgebracht wird. Nun mögen manche sagen, ja aber im Apfel ist doch nichts drin, was dick macht. Wirklich? Durchschnittlich enthält ein Apfel 85% Wasser, zwischen 10-18% Kohlenhydrate, 0,3% Rohprotein, 03% Fett und 0,32% Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Kohlenhydrate im Apfel bestehen zum Großteil aus verschiedenen Zuckern. Nur ein geringer Teil davon sind Ballaststoffe und Stärke. Je nach Apfelsorte beträgt der Fruktoseanteil zwischen 55% und 75%. Bananen sind sehr nahrhaft. Abhängig von ihrer Reife enthalten sie unterschiedliche Mengen an Nährstoffen. Sie sind zwar immer reich an Kohlenhydraten, jedoch variiert die Zusammensetzung: Je reifer eine Banane ist, desto weniger Stärke und desto mehr Zucker enthält sie. 100 gr Banane liefern etwa - 22,8 Gramm Kohlenhydrate, 2,6 Gramm Ballaststoffe, 1,1 Gramm Eiweiß (Proteine), 0,3 Gramm Fett. Bananen gehören zu den Kalorienbomben unter den Obstsorten. Denn 100 Gramm der süß schmeckenden Frucht haben durchschnittlich 88 bis 95 Kilokalorien (kcal).Da das Gewicht einer normalen Banane zwischen 100 und 130 Gramm liegt, schlägt der Verzehr einer solchen Frucht also mit etwa 88 bis 124 Kilokalorien zu Buche. Die meisten Leckerlis bestehen in ihren Hauptbestandteilen aus Getreide, Zucker in direkter oder Obstform. Meist steht bei den Inhalten der Leckerli nicht mal die genaue Inhaltsangabe. Ganz neu gibt es die Lecksteine auf Basis von Bonbonmasse. Eigentlich könnte man direkt Würfelzucker geben, das wäre offensichtlicher. Raufutter sind langsam verdauliche Kohlehydrate, die die Grundlage des Pferdes sein sollten. Denn sie sind als Dauerfresser von magerem Raufutter auf die Regulation langsamer Blutzuckerschwankungen optimiert, nicht auf einen schnellen starken Anstieg, wie es bei Kraftfutter der Fall ist. Wenn nun Pferde durch Überfütterung (auch duch Raufutter) und mangelnder Bewegung Fettgewebe aufbauen, zirkuliert ein Hormon namens Leptin im Körper und das Pferd entwickelt eine Resistenz dagegen. Da Leptin das Hungergefühl normalerweise unterdrückt, fällt die Hungerbremse weg und diese Pferde schaufeln dann ungebremst Raufutter in sich hinein. Die Einschätzung der Bewegung der Pferde ist meist auch nicht ganz korrekt. Oftmals werden Pferde nur 2-3 Mal die Woche bewegt und dann nur mäßig. Richtiges Training, bei dem die Pferde gefordert werden, gibt es selten. Die Ur- Pferdetypen unterteilen sich in vier Typen: Das Urpony, das Tundrenpony, das Ur-Steppenpferd und der Ur-Araber. Je nach Beschaffenheit ihrer Herkunftsregion hatten sie sich an das Klima, wie auch das Futterangebot angepasst. Heutzutage unterscheiden wir die einzelnen Rassen in puncto Ernährung in leicht- und schwerfuttrige Typen. Während Ponys, Haflinger, Kaltblüter und Mischungen aus diesen Rassen das Futter oftmals nur ansehen müssen, um zuzunehmen, benötigen Vollblüter oftmals mehr Futter. Dadurch versteht man, dass die Fütterung nicht nur der Rasse, sondern auch der Bewegung und der Haltung angepasst werden muss. Somit kann eine einheitliche Fütterung mit gleicher Menge an Heu und Kraftfutter, sowie Grasangebot auf der Koppel nicht für alle Pferde funktionieren. Ein Warmblüter, der 4 bis 5 mal die Woche gearbeitet wird, kann nicht gleichbehandelt werden mit einem Haflinger, der einmal die Woche für eine Stunde ins Gelände geht. Die Haltung spielt eine wirklich ausschlaggebende Rolle. Denn je weniger das Pferd die Möglichkeit hat, sich an der frischen Luft auf der Koppel zu bewegen und je mehr Zeit es stehend in der Box verbringt, desto weniger funktioniert der Stoffwechsel optimal. Somit kann nicht nur Übergewicht zu einem Problem werden, sondern auch Funktionsstörungen in Leber, Niere oder den Verdauungsorganen. Hierzu wird es einen separaten Blogeintrag geben. Je länger Übergewicht anhält, desto schwieriger ist es, dies weg zu trainieren. Als häufigste Ursache für Hufrehe gilt das Übergewicht. Und ein Pferd mit Hufrehe kann man schlecht bewegen. Wenn ein Kreislauf in die Richtung Übergewicht und Auswirkung einmal vorherrscht, hat man ordentlich zu tun, dies wieder zu regulieren. Also am besten gar nicht so weit kommen lassen! Achtet mehr auf die Menge und auch Art des Futters! Auf die Inhaltsstoffe und ob das Training ausreichend ist. Eure Yvonne
von Yvonne Lukowski 24. März 2020
In fast 80% der Fällen, in denen ich neu zu einem Pferd komme, stimmt etwas an der Hüfte nicht. Sie ist blockiert, in Schiefstellung oder abgesenkt. Oftmals merken es Besitzer erst sehr spät oder gar nicht. Sie wundern sich lediglich, warum das Pferd nicht mehr freudig läuft, stolpert, die Beine weg rutschen oder sogar buckelt, besonders im Galopp. Die Bewegung und Schubkraft kommt beim Pferd aus der Hinterhand. Im Idealfall beugt sich das Hinterbein in Hüfte, Knie, Sprungelenk und Fessel und geht in die Stützphase über, in der der Körper über das Bein hinweg gehoben wird. Der Drehpunkt ist der Punkt am Pferdepopo, von dem aus das Bein schwingt. Im Schritt und Trab ist dieser in der Hüfte. Im Galopp verlagert sich dieser weiter hoch zum Lumbosakralgelenk, auch wenn der Großteil der Bewegung immer noch von der Hüfte kommt. Mit diesem Wissen wird schnell klar, dass sämtliche Bewegungsfreiheit vom Pferd nicht mehr gegeben ist, wenn in die Hüfte sich nicht frei bewegen kann. Eine Folge davon ist, dass das Pferd den muskuläre Bewegungsablauf nicht mehr sauber und frei durchführen kann. Somit ist die Beziehung zwischen Hinterhand und Rücken gestört. Denn die Vorwärtsbewegung des Hinterbeins, aktiviert den Einsatz der Bauchmuskeln, dies wiederum hebt den Rücken und erlaubt den Hinterbeinen weiter unterzutreten. Folgen einer nicht einwandfrei arbeitenden Hüfte können also sein: Hinterbeine werden nicht mehr in Knie, Sprungelenk und Fessel gebeugt, sondern wie ein steifes Bein gerade nach vorne geschoben. Dabei schlurfen Pferde oft mit den Zehen der Hinterhufe den Boden entlang und hinterlassen sogar Spuren im Sand. Die Hüfte schwingt nicht mehr auf-und abwärts, sondern bleibt fast gerade in einer Position. Der Rücken wird abgesenkt und der Bauch kommt tiefer. Im weiteren Verlauf kann sogar die Schulter und das Brustbein in Mitleidenschaft gezogen werden, da der Körper es nicht mehr ausgleichen kann. Das Pferd kommt immer mehr auf die Vorderhand und die Muskeln im Schulter-und Brustbereich werden überdurchschnittlich belastet. Oftmals werden Pferde auch vorne steifer und legen sich mehr aufs Gebiss. Es kann also auch im weiteren Verlauf die Halswirbel oder Kopfgelenke blockieren. Eine Blockade der Hüfte kann durch einen Unfall auf der Koppel erfolgen, durch unsachgemäßes Training ohne ausreichende Aufwärmphase, Liegen bei einer Kolik, nach OPs oder Verletzungen, die zur Fehlhaltung führen uvm. Woran erkenne ich es? Der Schweif wird eingeklemmt getragen oder schief zu einer Seite. Die hinterhand arbeitet nicht mehr richtig, das Pferd lässt die Füße schleifen, es kann nicht mehr in Anlehnung gehen oder sich versammeln, es macht sich fest oder buckelt, besonders beim Angaloppieren. Wer sein Pferd gut kennt und ein wenig hinhört, wird spüren, dass etwas anders ist. Eine Osteopathin kann hier helfen und alles wieder an seinen Platz rücken. Doch alleine damit ist es nicht getan. Das Pferd muss entsprechend trainiert werden, um den richtigen Bewegungsablauf herzustellen und die Muskulatur aufzubauen. Manche Pferde müssen Monate oder sogar Jahre damit leben und manchmal ist eine Schiefstellung nicht mehr zu 100% zu korrigieren. Oder meldet euch gerne bei mir.
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